ArtinBerlin.com | Renata Kudlacek, Quest to Bloom (Deutsch)

Renata Kudlacek | Quest to Bloom | BBA Gallery | 18.09.-16.10.2021 – verlängert bis 30.10.2021

bis 30.10. | #3160ARTatBerlin | BBA Gallery zeigt ab 18. September 2021 (Vernissage 17.09.) die Einzelausstellung Quest to Bloom mit Werken der Künstlerin Renata Kudlacek. Kuratiert von Giulietta Coates.

Dies ist die erste Einzelausstellung von Renata Kudlacek in der BBA Gallery mit einer Werkgruppe, die die letzten drei bis vier Jahre umfasst. Ihre Arbeit erforscht die uralte Geschichte unserer Vertreibung aus dem Garten Eden im Licht der wissenschaftlichen Erkenntnisse, durch welche wir heute das Leben, den Tod und Träume von Unsterblichkeit verstehen. Die Kunstdrucke und handgefertigten Siebdrucke kombinieren eigene Fotografien und Zeichnungen der Künstlerin, die alten Radierungen oder Gemälden von Flora und Fauna nachempfunden sind, mit originalen historischen und wissenschaftlichen Zeichnungen.

Glänzende dunkle Blumen, Schmetterlinge mit ihren Geistern und Schatten, Schlangen und vieldeutige Naturformen bevölkern das Papier, drängen sich auf der Bildfläche oder schwappen über Rahmen, welche sie nicht fassen können. Die Formen sind üppig, extravagant, exzessiv, und doch sind die Blütenblätter gealtert und gekräuselt und die Farben herbstlich. Was üppig und lebendig ist, steht kurz vor dem Verfall.

Die in der Tschechischen Republik geborene Kudlacek stammt aus einer katholischen Familie mit Wurzeln im alten Osteuropa. Die unterschiedliche Kulturgeschichte von Ost und West sowie die Konfrontation von Glaube und Wissenschaft prägen ihr gesamtes Werk. “Es gibt diesen ständigen Kampf“, sagt Kudlacek, „zwischen Ethik und Wissenschaft – Glauben und Fakten – alten Standards und dem neuen Unbekannten. Wo wir in den essentiellen moralischen Fragen des Lebens stehen, muss in der verblüffenden Geschwindigkeit einer sich ständig verändernden Welt ständig überprüft werden.”

2017 nahm Kudlacek an der Art and Ethics Research Group an der Edinburgh University teil, was einen Wendepunkt für sie darstellte. Kreisförmige Arbeiten aus den Serien Tondo und Tales of Telomeres, die aus diesem Austausch resultieren, werden hier vorgestellt. Tondo ist ein Begriff aus der Renaissance für kreisförmige Bilder, die Geburt, Leben und Ewigkeit symbolisieren. Kudlaceks Tondi sind horizontal unter Glas ausgestellt und erinnern an eine Laborumgebung – die Petrischale, den Blick durch ein Mikroskop. Der Titel Tales of Telomeres (Geschichten über Telomere) bezieht sich auf die zelluläre Degeneration und die Wissenschaft des Alterns, die Bilder ähneln jedoch prächtigen Kuppel-Gemälden, die man in Kirchen der Renaissance findet. Die Arbeit deutet an, dass das wissenschaftliche Streben nach Unsterblichkeit ebenso ein Märchen ist wie der Garten Eden.

In Menageries schweben Schmetterlinge, Pilze und Blumen unsicher auf dem weißen Papier, und die exotische Tulpe wiederholt sich in obsessiv kaskadierenden Girlanden und Sträußen, die in einem nordeuropäischen Spätbarock-Stil wiedergegeben sind. Abermals verknüpft die Künstlerin einen historischen Moment mit einem zeitgenössischen. Die berüchtigte Tulpenmanie im Holland des 17. Jahrhunderts war eine der frühesten Markt-„Spekulationen“, bei der der Wunsch nach seltenen Tulpen deren Marktwert auf mehr als den Wert eines Hauses trieb und zu Bankrott und finanziellen Zusammenbruch führte.

Diese Geschichte vom boom-and-bust-Kapitalismus hat unheimliche Obertöne für unsere eigene Zeit des konsumistischen Exzesses im Streben nach Schönheit und Jugend. Melancholie, Verlust, Nostalgie und Sehnsucht durchdringen diese Bilder. Ihre fragmentierten Formen und der Bruch eines kohärenten Bildraums bedeuten den Verlust eines Ortes, den man Heimat nennen kann. Das Weiß des Papiers ist ein Niemandsland, eine verlorene Welt und ein Todesraum. Es gibt keinen Weg zurück in den Garten Eden. Die Verbannung von Gott lässt uns mit dem bloßen Schein der Dinge zurück, einer Welt ohne Bedeutung.

In der Serie Metamorphose erscheint das Tulpenmotiv immer wieder in ineinandergreifenden Verschlingungen, nicht unähnlich den Formen in der mikroskopischen Welt, jedoch in bedrohlichem Ausmaß. Aggressiv füllen die Blüten den Raum aus oder verknoten sich in ihm, und die dunklen Spalten zwischen ihnen wirken wie Wunden.

In Blue Velvet ist die Palette auf Schwarz und dunkle Blau- und Grüntöne mit beängstigenden Rotstichen reduziert, während die Zeichnung exzessiv ornamental ist und die kalte, gewalttätige Seite der hedonistischen Dekadenz und die Unmöglichkeit des Traums suggeriert. Die Verheißung des Gartens Eden ist ebenso wie die Verheißung des Konsums nur eine Illusion. In Quest to Bloom, welches der Ausstellung den Titel gibt, sind die Girlanden seidig und reichhaltig übereinander montiert, wie ein Turm zu Babel. Die jüngste Arbeit in der Schau ‘Spectacluar Specimen’ ähnelt passenderweise einem Kranz. Es leuchtet aus dem Dunkel wie ein Blumenbild von Rachel Ruysch aus dem 17. Jahrhundert, schwer vor Melancholie, die Blüten falten sich wie Leichentücher in sich selbst.

Es ist eine echte Traurigkeit in diesen Bildern. Sie evozieren eine überschwängliche, dunkle, chaotische Welt und die Hoffnung, dass das Leben noch schön sein kann. Es liegt auch etwas Manisches in der Art und Weise, wie die Künstlerin ihre Blumen und Schmetterlinge sammelt und vor uns ausbreitet, eine Überfülle von Leben am Rande des Todes, vielleicht eine Vorwarnung auf den Verlust der natürlichen Welt durch eine ökologische Katastrophe.

Doch Kudlacek ist trotzig und sehnt sich nach Versöhnung, zwischen „Ethik und Wissenschaft, Glaube und Fakten“. Quest to Bloom ist nicht nur der Wunsch, das Paradies auf Erden zu schaffen, sondern eine Sehnsucht nach dem Mythos Eden selbst, jenem ursprünglichen Impuls zur Ganzheit und dem Ideal. Diese schwebenden Fragmente, Girlanden und Kreaturen sind von dieser Welt, komplex und sinnlich. Die Künstlerin genießt die Mischung aus fragilen, milden Formen und einer reichen, barocken Farbpalette. Ihre Nostalgie für die verblassende natürliche Welt ist lieblich und mit Zärtlichkeit gearbeitet. Letztendlich ist dieses Werk auch ihre persönliche Feier der Schönheit und des Wunders und zeugt vom Glauben, dass dies in der Kunst immer noch Konzepte sind, an denen es sich festzuhalten lohnt.

Renata Kudlacek | Quest to Bloom | BBA Gallery | 18.09.-16.10.2021 – verlängert bis 30.10.2021

bis 30.10. | #3160ARTatBerlin | BBA Gallery zeigt ab 18. September 2021 (Vernissage 17.09.) die Einzelausstellung Quest to Bloom mit Werken der Künstlerin Renata Kudlacek. Kuratiert von Giulietta Coates.

Dies ist die erste Einzelausstellung von Renata Kudlacek in der BBA Gallery mit einer Werkgruppe, die die letzten drei bis vier Jahre umfasst. Ihre Arbeit erforscht die uralte Geschichte unserer Vertreibung aus dem Garten Eden im Licht der wissenschaftlichen Erkenntnisse, durch welche wir heute das Leben, den Tod und Träume von Unsterblichkeit verstehen. Die Kunstdrucke und handgefertigten Siebdrucke kombinieren eigene Fotografien und Zeichnungen der Künstlerin, die alten Radierungen oder Gemälden von Flora und Fauna nachempfunden sind, mit originalen historischen und wissenschaftlichen Zeichnungen.

ART at Berlin - Courtesy of BBA Gallery - Renata Kudlacek 3-min

Renata Kudlacek, Ausstellungsansicht, BBA Gallery, 2021

Glänzende dunkle Blumen, Schmetterlinge mit ihren Geistern und Schatten, Schlangen und vieldeutige Naturformen bevölkern das Papier, drängen sich auf der Bildfläche oder schwappen über Rahmen, welche sie nicht fassen können. Die Formen sind üppig, extravagant, exzessiv, und doch sind die Blütenblätter gealtert und gekräuselt und die Farben herbstlich. Was üppig und lebendig ist, steht kurz vor dem Verfall.

ART at Berlin - Courtesy of BBA Gallery - Renata-Kundlacek-The-Quest-To-Bloom-min

The Quest to Bloom , 2021

Four colour screen-print on Bütten Paper, Hand-printed,

Edition: 8, 80 x 110 cm

Die in der Tschechischen Republik geborene Kudlacek stammt aus einer katholischen Familie mit Wurzeln im alten Osteuropa. Die unterschiedliche Kulturgeschichte von Ost und West sowie die Konfrontation von Glaube und Wissenschaft prägen ihr gesamtes Werk. “Es gibt diesen ständigen Kampf“, sagt Kudlacek, „zwischen Ethik und Wissenschaft – Glauben und Fakten – alten Standards und dem neuen Unbekannten. Wo wir in den essentiellen moralischen Fragen des Lebens stehen, muss in der verblüffenden Geschwindigkeit einer sich ständig verändernden Welt ständig überprüft werden.”

Renata Kudlacek, Ausstellungsansicht, BBA Gallery, 2021

2017 nahm Kudlacek an der Art and Ethics Research Group an der Edinburgh University teil, was einen Wendepunkt für sie darstellte. Kreisförmige Arbeiten aus den Serien Tondo und Tales of Telomeres, die aus diesem Austausch resultieren, werden hier vorgestellt. Tondo ist ein Begriff aus der Renaissance für kreisförmige Bilder, die Geburt, Leben und Ewigkeit symbolisieren. Kudlaceks Tondi sind horizontal unter Glas ausgestellt und erinnern an eine Laborumgebung – die Petrischale, den Blick durch ein Mikroskop. Der Titel Tales of Telomeres (Geschichten über Telomere) bezieht sich auf die zelluläre Degeneration und die Wissenschaft des Alterns, die Bilder ähneln jedoch prächtigen Kuppel-Gemälden, die man in Kirchen der Renaissance findet. Die Arbeit deutet an, dass das wissenschaftliche Streben nach Unsterblichkeit ebenso ein Märchen ist wie der Garten Eden.

ART at Berlin - Courtesy of BBA Gallery - Renata-Kudlacek-Tales-of_Telomers-min

Tales of Telomeres III, 2017, Cycle of 3

Fine art print on Hahnemühle Photo Rag

1. Edition: 10, Size of Artwork: 50 cm Circle, Size of Paper: 64 x 64 cm

In Menageries schweben Schmetterlinge, Pilze und Blumen unsicher auf dem weißen Papier, und die exotische Tulpe wiederholt sich in obsessiv kaskadierenden Girlanden und Sträußen, die in einem nordeuropäischen Spätbarock-Stil wiedergegeben sind. Abermals verknüpft die Künstlerin einen historischen Moment mit einem zeitgenössischen. Die berüchtigte Tulpenmanie im Holland des 17. Jahrhunderts war eine der frühesten Markt-„Spekulationen“, bei der der Wunsch nach seltenen Tulpen deren Marktwert auf mehr als den Wert eines Hauses trieb und zu Bankrott und finanziellen Zusammenbruch führte.

Renata Kudlacek, Ausstellungsansicht, BBA Gallery, 2021

Diese Geschichte vom boom-and-bust-Kapitalismus hat unheimliche Obertöne für unsere eigene Zeit des konsumistischen Exzesses im Streben nach Schönheit und Jugend. Melancholie, Verlust, Nostalgie und Sehnsucht durchdringen diese Bilder. Ihre fragmentierten Formen und der Bruch eines kohärenten Bildraums bedeuten den Verlust eines Ortes, den man Heimat nennen kann. Das Weiß des Papiers ist ein Niemandsland, eine verlorene Welt und ein Todesraum. Es gibt keinen Weg zurück in den Garten Eden. Die Verbannung von Gott lässt uns mit dem bloßen Schein der Dinge zurück, einer Welt ohne Bedeutung.

ART at Berlin - Courtesy of BBA Gallery - Renata_Kudlacek-Methamorhosis-Tulip-min

Methamorphosis naturalis – Tulip III, 2018

Fine Art Print on Hahnemühle Photo Rag

Edition: 5, Size of Artwork:, 76 x 100 cm, Size of Paper: 96 x 120 cm

In der Serie Metamorphose erscheint das Tulpenmotiv immer wieder in ineinandergreifenden Verschlingungen, nicht unähnlich den Formen in der mikroskopischen Welt, jedoch in bedrohlichem Ausmaß. Aggressiv füllen die Blüten den Raum aus oder verknoten sich in ihm, und die dunklen Spalten zwischen ihnen wirken wie Wunden.

Renata Kudlacek, Ausstellungsansicht, BBA Gallery, 2021

In Blue Velvet ist die Palette auf Schwarz und dunkle Blau- und Grüntöne mit beängstigenden Rotstichen reduziert, während die Zeichnung exzessiv ornamental ist und die kalte, gewalttätige Seite der hedonistischen Dekadenz und die Unmöglichkeit des Traums suggeriert. Die Verheißung des Gartens Eden ist ebenso wie die Verheißung des Konsums nur eine Illusion. In Quest to Bloom, welches der Ausstellung den Titel gibt, sind die Girlanden seidig und reichhaltig übereinander montiert, wie ein Turm zu Babel. Die jüngste Arbeit in der Schau ‘Spectacluar Specimen’ ähnelt passenderweise einem Kranz. Es leuchtet aus dem Dunkel wie ein Blumenbild von Rachel Ruysch aus dem 17. Jahrhundert, schwer vor Melancholie, die Blüten falten sich wie Leichentücher in sich selbst.

Es ist eine echte Traurigkeit in diesen Bildern. Sie evozieren eine überschwängliche, dunkle, chaotische Welt und die Hoffnung, dass das Leben noch schön sein kann. Es liegt auch etwas Manisches in der Art und Weise, wie die Künstlerin ihre Blumen und Schmetterlinge sammelt und vor uns ausbreitet, eine Überfülle von Leben am Rande des Todes, vielleicht eine Vorwarnung auf den Verlust der natürlichen Welt durch eine ökologische Katastrophe.

ART at Berlin - Courtesy of BBA Gallery - Renata-Kudlacek-Spectacular-Specimen-min

Spectacular Specimen, 2021

Fine art print on Hahnemühle Photo Rag

Edition: 5, 95 x 122 cm

Doch Kudlacek ist trotzig und sehnt sich nach Versöhnung, zwischen „Ethik und Wissenschaft, Glaube und Fakten“. Quest to Bloom ist nicht nur der Wunsch, das Paradies auf Erden zu schaffen, sondern eine Sehnsucht nach dem Mythos Eden selbst, jenem ursprünglichen Impuls zur Ganzheit und dem Ideal. Diese schwebenden Fragmente, Girlanden und Kreaturen sind von dieser Welt, komplex und sinnlich. Die Künstlerin genießt die Mischung aus fragilen, milden Formen und einer reichen, barocken Farbpalette. Ihre Nostalgie für die verblassende natürliche Welt ist lieblich und mit Zärtlichkeit gearbeitet. Letztendlich ist dieses Werk auch ihre persönliche Feier der Schönheit und des Wunders und zeugt vom Glauben, dass dies in der Kunst immer noch Konzepte sind, an denen es sich festzuhalten lohnt.

Renatas Arbeiten wurden in ganz Europa ausgestellt, während sie aktiv für verschiedene Kunst- und Bildungsinitiativen arbeitet, einschließlich Projektmanagement und Kuration. Sie ist Mitbegründerin und Direktorin der BBA Gallery und hat einen Master of Art in Fine Art / Printmaking vom Royal College of Art London.

In Partnerschaft mit Fleurop Deutschland / Fine Art Services Berlin

Renata Kudlacek | Quest to Bloom | BBA Gallery | 18.09.-16.10.2021 – verlängert bis 30.10.2021

bis 30.10. | #3160ARTatBerlin | BBA Gallery zeigt ab 18. September 2021 (Vernissage 17.09.) die Einzelausstellung Quest to Bloom mit Werken der Künstlerin Renata Kudlacek. Kuratiert von Giulietta Coates.

Dies ist die erste Einzelausstellung von Renata Kudlacek in der BBA Gallery mit einer Werkgruppe, die die letzten drei bis vier Jahre umfasst. Ihre Arbeit erforscht die uralte Geschichte unserer Vertreibung aus dem Garten Eden im Licht der wissenschaftlichen Erkenntnisse, durch welche wir heute das Leben, den Tod und Träume von Unsterblichkeit verstehen. Die Kunstdrucke und handgefertigten Siebdrucke kombinieren eigene Fotografien und Zeichnungen der Künstlerin, die alten Radierungen oder Gemälden von Flora und Fauna nachempfunden sind, mit originalen historischen und wissenschaftlichen Zeichnungen.

ART at Berlin - Courtesy of BBA Gallery - Renata Kudlacek 3-min

Renata Kudlacek, Ausstellungsansicht, BBA Gallery, 2021

Glänzende dunkle Blumen, Schmetterlinge mit ihren Geistern und Schatten, Schlangen und vieldeutige Naturformen bevölkern das Papier, drängen sich auf der Bildfläche oder schwappen über Rahmen, welche sie nicht fassen können. Die Formen sind üppig, extravagant, exzessiv, und doch sind die Blütenblätter gealtert und gekräuselt und die Farben herbstlich. Was üppig und lebendig ist, steht kurz vor dem Verfall.

ART at Berlin - Courtesy of BBA Gallery - Renata-Kundlacek-The-Quest-To-Bloom-min

The Quest to Bloom , 2021

Four colour screen-print on Bütten Paper, Hand-printed,

Edition: 8, 80 x 110 cm

Die in der Tschechischen Republik geborene Kudlacek stammt aus einer katholischen Familie mit Wurzeln im alten Osteuropa. Die unterschiedliche Kulturgeschichte von Ost und West sowie die Konfrontation von Glaube und Wissenschaft prägen ihr gesamtes Werk. “Es gibt diesen ständigen Kampf“, sagt Kudlacek, „zwischen Ethik und Wissenschaft – Glauben und Fakten – alten Standards und dem neuen Unbekannten. Wo wir in den essentiellen moralischen Fragen des Lebens stehen, muss in der verblüffenden Geschwindigkeit einer sich ständig verändernden Welt ständig überprüft werden.”

Renata Kudlacek, Ausstellungsansicht, BBA Gallery, 2021

2017 nahm Kudlacek an der Art and Ethics Research Group an der Edinburgh University teil, was einen Wendepunkt für sie darstellte. Kreisförmige Arbeiten aus den Serien Tondo und Tales of Telomeres, die aus diesem Austausch resultieren, werden hier vorgestellt. Tondo ist ein Begriff aus der Renaissance für kreisförmige Bilder, die Geburt, Leben und Ewigkeit symbolisieren. Kudlaceks Tondi sind horizontal unter Glas ausgestellt und erinnern an eine Laborumgebung – die Petrischale, den Blick durch ein Mikroskop. Der Titel Tales of Telomeres (Geschichten über Telomere) bezieht sich auf die zelluläre Degeneration und die Wissenschaft des Alterns, die Bilder ähneln jedoch prächtigen Kuppel-Gemälden, die man in Kirchen der Renaissance findet. Die Arbeit deutet an, dass das wissenschaftliche Streben nach Unsterblichkeit ebenso ein Märchen ist wie der Garten Eden.

ART at Berlin - Courtesy of BBA Gallery - Renata-Kudlacek-Tales-of_Telomers-min

Tales of Telomeres III, 2017, Cycle of 3

Fine art print on Hahnemühle Photo Rag

1. Edition: 10, Size of Artwork: 50 cm Circle, Size of Paper: 64 x 64 cm

In Menageries schweben Schmetterlinge, Pilze und Blumen unsicher auf dem weißen Papier, und die exotische Tulpe wiederholt sich in obsessiv kaskadierenden Girlanden und Sträußen, die in einem nordeuropäischen Spätbarock-Stil wiedergegeben sind. Abermals verknüpft die Künstlerin einen historischen Moment mit einem zeitgenössischen. Die berüchtigte Tulpenmanie im Holland des 17. Jahrhunderts war eine der frühesten Markt-„Spekulationen“, bei der der Wunsch nach seltenen Tulpen deren Marktwert auf mehr als den Wert eines Hauses trieb und zu Bankrott und finanziellen Zusammenbruch führte.

Renata Kudlacek, Ausstellungsansicht, BBA Gallery, 2021

Diese Geschichte vom boom-and-bust-Kapitalismus hat unheimliche Obertöne für unsere eigene Zeit des konsumistischen Exzesses im Streben nach Schönheit und Jugend. Melancholie, Verlust, Nostalgie und Sehnsucht durchdringen diese Bilder. Ihre fragmentierten Formen und der Bruch eines kohärenten Bildraums bedeuten den Verlust eines Ortes, den man Heimat nennen kann. Das Weiß des Papiers ist ein Niemandsland, eine verlorene Welt und ein Todesraum. Es gibt keinen Weg zurück in den Garten Eden. Die Verbannung von Gott lässt uns mit dem bloßen Schein der Dinge zurück, einer Welt ohne Bedeutung.

ART at Berlin - Courtesy of BBA Gallery - Renata_Kudlacek-Methamorhosis-Tulip-min

Methamorphosis naturalis – Tulip III, 2018

Fine Art Print on Hahnemühle Photo Rag

Edition: 5, Size of Artwork:, 76 x 100 cm, Size of Paper: 96 x 120 cm

In der Serie Metamorphose erscheint das Tulpenmotiv immer wieder in ineinandergreifenden Verschlingungen, nicht unähnlich den Formen in der mikroskopischen Welt, jedoch in bedrohlichem Ausmaß. Aggressiv füllen die Blüten den Raum aus oder verknoten sich in ihm, und die dunklen Spalten zwischen ihnen wirken wie Wunden.

Renata Kudlacek, Ausstellungsansicht, BBA Gallery, 2021

In Blue Velvet ist die Palette auf Schwarz und dunkle Blau- und Grüntöne mit beängstigenden Rotstichen reduziert, während die Zeichnung exzessiv ornamental ist und die kalte, gewalttätige Seite der hedonistischen Dekadenz und die Unmöglichkeit des Traums suggeriert. Die Verheißung des Gartens Eden ist ebenso wie die Verheißung des Konsums nur eine Illusion. In Quest to Bloom, welches der Ausstellung den Titel gibt, sind die Girlanden seidig und reichhaltig übereinander montiert, wie ein Turm zu Babel. Die jüngste Arbeit in der Schau ‘Spectacluar Specimen’ ähnelt passenderweise einem Kranz. Es leuchtet aus dem Dunkel wie ein Blumenbild von Rachel Ruysch aus dem 17. Jahrhundert, schwer vor Melancholie, die Blüten falten sich wie Leichentücher in sich selbst.

Es ist eine echte Traurigkeit in diesen Bildern. Sie evozieren eine überschwängliche, dunkle, chaotische Welt und die Hoffnung, dass das Leben noch schön sein kann. Es liegt auch etwas Manisches in der Art und Weise, wie die Künstlerin ihre Blumen und Schmetterlinge sammelt und vor uns ausbreitet, eine Überfülle von Leben am Rande des Todes, vielleicht eine Vorwarnung auf den Verlust der natürlichen Welt durch eine ökologische Katastrophe.

ART at Berlin - Courtesy of BBA Gallery - Renata-Kudlacek-Spectacular-Specimen-min

Spectacular Specimen, 2021

Fine art print on Hahnemühle Photo Rag

Edition: 5, 95 x 122 cm

Doch Kudlacek ist trotzig und sehnt sich nach Versöhnung, zwischen „Ethik und Wissenschaft, Glaube und Fakten“. Quest to Bloom ist nicht nur der Wunsch, das Paradies auf Erden zu schaffen, sondern eine Sehnsucht nach dem Mythos Eden selbst, jenem ursprünglichen Impuls zur Ganzheit und dem Ideal. Diese schwebenden Fragmente, Girlanden und Kreaturen sind von dieser Welt, komplex und sinnlich. Die Künstlerin genießt die Mischung aus fragilen, milden Formen und einer reichen, barocken Farbpalette. Ihre Nostalgie für die verblassende natürliche Welt ist lieblich und mit Zärtlichkeit gearbeitet. Letztendlich ist dieses Werk auch ihre persönliche Feier der Schönheit und des Wunders und zeugt vom Glauben, dass dies in der Kunst immer noch Konzepte sind, an denen es sich festzuhalten lohnt.

Renatas Arbeiten wurden in ganz Europa ausgestellt, während sie aktiv für verschiedene Kunst- und Bildungsinitiativen arbeitet, einschließlich Projektmanagement und Kuration. Sie ist Mitbegründerin und Direktorin der BBA Gallery und hat einen Master of Art in Fine Art / Printmaking vom Royal College of Art London.

In Partnerschaft mit Fleurop Deutschland / Fine Art Services Berlin

Vernissage: Freitag, 17 September 2021, 18:30 – 21:00 Uhr, die Künstlerin ist anwesend

Künstlerin / Kuratorin Gespräch: Sonntag, 19. September 2021, 16:00 Uhr @Gallery und Instagram live

Verlängerte Öffnungszeiten während Berlin Art Week: Sonntag, 19. September 2021, 11:00 – 18:00 Uhr.

Finissage: Freitag 15. Oktober 18:30 – 21:00 Uhr

Ausstellungsdaten: Samstag, 18. September bis Samstag, 16. Oktober 2021 – ACHTUNG: verlängert bis Samstag, 30. Oktober 2021!

Renata Kudlacek